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  • AutorenbildSunita Asnani

#10 Animal Flow

Als Reaktion auf die ausfallenden Tanztrainings, Proben und Performances habe ich mir für dieses Jahr ein regelmässiges Workout vorgenommen. Dieses besteht abwechslungsweise aus einem aufbauenden Intervall Joggen und aus Animal Flow Übungen, die wiederum Teil des Repertoires von Ido Portal sind.


Ido Portal ist Star- Coach und gehypter Bewegungs-Guru der Fitnesswelt. Seine Methode ist eine körperliche Fitness-Praxis, die das eigene Körpergewicht und die eigenen Bewegungen nutzt statt externe Gewichte und Maschinen, um Kraft, Beweglichkeit und Flexibilität zu entwickeln. Der Ansatz ist von Ido Portals langjährigen Capoeira Praxis geprägt, schöpft jedoch aus allen möglichen Bewegungslehren, von unterschiedlichen Kampfsportarten über Akrobatik, Yoga, Parkour bis hin zu Tanz. Bekannt wurde Ido Portal 2015, als er den Mixed-Martial-Arts-Fighter Conor McGregor, mittlerweile ein Weltstar, auf dessen WM-Kampf im Federgewicht vorbereitete. Er ließ ihn wie eine Eidechse über Mattenböden kriechen und Spielkarten im Flug auffangen. McGregor gewann seinen Kampf durch K. o. nach 13 Sekunden in der ersten Runde. Wer wissen will, was man von Affen und Kindern lernen kann, und warum Neugier der bessere Leitfaden für das Leben ist als Spass, sollte dieses Interview mit Ido Portal lesen.


Seit über einem Monat bin ich nun schon dran – zu meiner grossen Freude seit einer Woche nicht mehr alleine, sondern zusammen mit meiner Tanzpartnerin Nadine Lüthi. Der Ansatz von Animal Flow knüpft nämlich direkt an unser letztes Stück an (siehe #8 Out of water). Dort gingen wir davon aus, dass der Mensch evolutionär betrachtet noch nicht wirklich in seinem Zweifüssler – Dasein angekommen ist. Auch in der Fortsetzung unserer Recherche möchten wir weiterhin die menschliche Fortbewegung hinterfragen, neu denken, neu verstehen.


Im Animal Flow geht man davon aus, dass das Erlernen und Praktizieren von vielfältigen, quadropedalen Bewegungsmustern der Schlüssel zu Vitalität und Wohlbefinden sei. Der Mensch, vom Vierfüssler abstammend, hat eine künstliche Umgebung kreiert ohne jeglichen Aufforderungscharakter, in der er weder klettern, springen, kriechen, hangeln oder überwinden muss. Dadurch vernachlässigen wir unsere Biomechanik und das, wofür unser Körper ursprünglich konzipiert wurde.


Cameron Shayne, Begründer des Budokon Yoga, sagt, dass wir Menschen anatomisch gesehen immer noch im Entwicklungsprozess sind, in diesem Übergang vom Vierfüssler zum Homo erectus. Weil unser Becken und die Wirbelsäule sich anders ausrichten müssen für die aufrechte Haltung, sind alle beteiligten Muskeln und Faszien unter grossem Stress. Wenn wir eine Vierfüssler Haltung einnehmen und uns darin fortbewegen, kann sich vieles wieder entspannen und integrieren. Der Ober- und Unterkörper lernen, sich gegenseitig auszubalancieren (aus dem Englischen übersetzt aus Quadrupedal Animal Locomotion Documentary).


Um also unsere angeborenen Bewegungsfähigkeiten und menschliche Bewegungsintelligenz wieder zu aktivieren und aus uns heraus zu kitzeln, bietet Animal Flow (auch Animal Movement oder Animal Walk) eine grosse, zum Teil lustige Übungsvielfalt, die in verschiedenen Sequenzen hintereinander durchführbar sind. Nur um eines klar zu stellen: Die Übungen sind sau – anstrengend!


Nadine und ich sind also fleissig durch Schnee, Eis und Schlamm gerobbt, gekrochen, gerollt und gehüpft. Die Überraschung kam, als wir das erste Mal nach langer Zeit wiedermal in ein richtiges Tanzstudio gingen und das Workout für diesen Blog filmen wollten. Die andere Logik vom im-Körper-Sein, die Liebe für den Tanz, die das Studio in uns erweckt! Es war wie ein Nach Hause kommen. Durch die Ausrichtung im Raum, Platzierung der Kamera, die helle Kleidung, um vom schwarzen Tanzboden abzuheben – sahen wir plötzlich nicht mehr nur Workout – Übungen, sondern Bewegungsmaterial, welches zu einem Stück Tanz führen könnte.


Hier geht’s zu den Videos:







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