Wring, press, flick, dab, glide, float, punch, slash.
Rudolf Laban (1879-1958) wurde 1879 in Bratislava, Ungarn (in der heutigen Slowakei) als Sohn einer Militärfamilie geboren. Er ist historisch bekannt als der Gründer des europäischen modernen Tanzes. Sein Einfluss auf den zeitgenössischen Tanz und das klassische Ballett ist überall ersichtlich.
Laban war Tänzer, Choreograph, Visionär, Humanist, Lehrer und Bewegunstheoretiker. Er wandte seine Theorien auf viele Bereiche an - von den darstellenden und bildenden Künsten über das Bildungswesen bis hin zu Effizienzstudien über Fabrikarbeiter. Als Autor und Lehrer beeinflusste er viele unterschiedliche Künstler und Denker seiner Zeit. So prägte er auch Grundlagen des neuen deutschen Tanztheaters, das nach den 1960er Jahren mit Pina Bausch aufblühte.
Nachdem Laban in Paris Tanz studiert hatte, versuchte er, einen Bewegungscode zu finden, der sich aus den nervlichen, intellektuellen und emotionalen Reaktionen des menschlichen Körpers ableitet, der allumfassend ist und nicht durch ein starres technisches System eingeschränkt wird.
Er kategorisierte die menschliche Bewegung in vier Bestandteile:
Richtung
Gewicht
Geschwindigkeit
Fluss
Jeder dieser Teile hat zwei Elemente
Die Richtung ist direkt oder indirekt
Das Gewicht schwer oder leicht
Die Geschwindigkeit schnell oder langsam
Flow ist gebunden oder frei
Laban kombinierte diese Teile dann zu den "Eight efforts":
Pressen, Gleiten, Fliessen, Wringen, Peitschen, Flackern, Tupfen, Stossen.
Für jeden Effort legte Laban fest, welche Bestandteile verwendet werden sollten.
Pressen - langsam - direkt - fest
Gleiten- langsam- direkt - leicht
Fließen - langsam - flexibel- leicht
Wringen - langsam - flexibel - fest
Peitschen - schnell- flexibel - fest
Flackern - schnell - flexibel - leicht
Tupfen - schnell - direkt - leicht
Stoßen - schnell - direkt - fest
Davon liess ich mich inspirieren. Die zwei Videos von mir sind nicht als Labanstudie zu verstehen, sondern als frei inspirierte Herangehensweisen an die acht Efforts.
“Ghostdance” entstand spontan, aus lauter Freude an der Sonne und dem Schatten im Tessin. Ich machte da eine Reihe von Videos, inspiriert von der kraftvollen Natur und den unglaublichen Farben im Val Verzasca. In allen Aufnahmen spielte ich mit dem Rahmen der Kamerasicht, und wie ich mit unterschiedlichen Qualitäten ins Bild hinein und hinaus bewegen konnte. Das gab mir die Idee mich mit den 8 Bewegungsqualitäten auseinander zu setzen, wenn zurück in Bern.
Das zweite Video “chair 8": Ich liess für das Video eine Tonaufnahme in Endlosschlaufe laufen, in der ich die 8 Efforts drauf gesprochen hatte in zufälliger Reihenfolge. Es war ein stürmischer Tag mit ständigem Wetterwechsel. Der Stuhl gab mir einen Anker, von dem aus ich mir erlauben konnte, in emotionale Zustände hinein zu bewegen.
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